Jeden Morgen bzw. jeden Tag – sowie es mir halt gelungen ist, das Bett zu verlassen – trotte ich zu meinem Rechner, notiere, wie es mir geht, vermerke Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 und schreibe auf, was ich geträumt habe. Das mach ich schon seit Jahren so.
Manchmal sind es nur Stichworte – für Träume, an die ich mich detailliert erinnere, gibt es ein eigenes Dokument.
Über Jahre haben an den meisten Tagen Stichworte gereicht, weil meine Träume sich kaum verändert haben, jetzt werden die Beschreibungen lang und immer länger.
Zum Einen ist das natürlich Übungssache: Noch im Halbschlaf lasse ich den Traum der letzten Nacht Revue passieren und merke mir die wichtigsten Stichpunkte. Die Details fallen mir beim Aufschreiben von selbst wieder ein. Ich bin verblüfft, wie viele Motive regelmäßig wiederkehren!
Zum Anderen reagiert mein Traumgeschehen ganz offensichtlich auf die Therapie: Als endlich jemand zuhört, werden bestimmte Themen nicht mehr stereotyp wiederholt, sondern mehr und mehr aufgedröselt.
Wie um alles in der Welt erklär ich das?
Vielleicht ist das am ehesten wie bei einem Menschen, der zunächst nur „Hallo? Hallo!“ ruft, und dann vielleicht „ich brauche Hilfe!“. Wenn darauf niemand adäquat reagiert, bleibt es dabei: „Hallo?“
„Hilfe!“
Wenn nun aber jemand die Sprache versteht und die richtigen Fragen stellt – zum Beispiel „was genau ist ihr Problem?“, „wo befinden sie sich?“, „wie kann ich ihnen helfen?“, dann werden auch die Antworten ausführlicher.
Die Erkenntnisse aus den Gesprächen mit der weisen Hebamme, fließen in zukünftige Träume ein, die „Drehbücher“ verändern sich. Fragen, die wir im Gespräch nicht zu lösen vermögen, werden in folgenden Träumen aufgegriffen.
Das ist, als würde sie via Flaschenpost mit meinem Unbewussten kommunizieren.
Hin und wieder bekommen wir dabei Besuch. Nicht nur von Aglaia, sondern auch von den anderen – dann kann es passieren, dass ich unbewusst auf meinem Sessel zur Seite rücke, um Platz zu machen. Sie sagen nichts, aber sie hören sehr aufmerksam zu!

Neulich hat sich ein Kind nach vorn gewagt und war beim anschließenden Einkauf im Supermarkt immer noch da. Nein, ich habe weder die Spielzeugabteilung gestürmt, noch die mit den Süßwaren! Aber es gab eine unübersehbare Faszination für Glitter, welche ich normalerweise nicht teile …
Im Nachhinein bedaure ich, dass ich dennoch versucht habe, mich wie eine disziplinierte Erwachsene zu verhalten. Es wäre Zeit genug gewesen, dem Kind seinen Spaß zu lassen!
Einige Tage später, beim Besuch eines Museums zur Geschichte der Cévennen, habe ich die Chance genutzt: Hugenotten? Camisarden? Gepfiffen!
Wir sind dann schon mal zu den ausgestopften Tieren vorgelaufen, haben zutiefst bedauert, niemandem erzählen zu können, dass wir eine Ginsterkatze mal „in echt!“ gesehen haben (die anderen haben sich tatsächlich immer noch mit den historischen Dokumenten beschäftigt), mit offenem Mund das aufgezäumte Maultier bestaunt (und uns mit Mühe daran erinnert, dass wir da nicht „Ei machen“ dürfen), sind dem Zwitschern der Vögel und dem „Mäh!“ der Schafe hinterhergetollt, mussten fast weinen beim Anblick der stachelbewehrten Halsbänder für die Herdenschutzhunde und haben fein aufgepasst, dass wir weder die Exponate anfassen, noch uns die Nase an den Glasscheiben stoßen. Ich hab es genossen!
Normalerweise bin ich nach einem solchen Ausmaß an Reizen fix und fertig, diesmal hätte ich anschließend sehr gerne noch ein großes Eis gehabt. Und habe keins gekriegt, weil die Erwachsenen Kaffee trinken wollten und Kaffee und Eis übertrieben fanden.
An meinem Umgang mit den Kindern muss ich noch arbeiten …