wertlos

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Ich verliere mein Selbstwertgefühl.

Es ist schwer, sich selber wertzuschätzen, wenn man überdeutlich merkt, dass man zu den alltäglichsten und selbstverständlichsten Aktivitäten schlicht nicht in der Lage ist. Und selbst wenn es mir gelingt, den Anschein von Normalität aufrecht zu erhalten – es kostet mich ungeheure Kraft.

Neulich habe ich gelesen, dass auch das Grübeln typisch für depressive Menschen ist. Kann ich bestätigen.

Grübeln bedeutet, dass man sich über Probleme den Kopf zerbricht, die in der Vergangenheit liegen, die also entweder längst mehr oder weniger zufriedenstellend gelöst sind, oder an denen man eben gescheitert ist. Es ist ja vernünftig, sich Gedanken darüber zu machen, warum etwas nicht geklappt hat. Beim Grübeln kreist man aber wieder und wieder um dieselben Themen, ohne je zu einem Ergebnis zu kommen.

IMG_9610-q-webIch grübele nicht willentlich. Jahrzehnte alte Kränkungen und Verletzungen, Fehlschläge, Niederlagen springen mich aus dem Nichts an und lösen immer wieder die gleichen Gefühle aus.

Es bringt nichts, schöne Erinnerungen, erzielte Erfolge dagegenhalten zu wollen – die Niederlagen sind übermächtig.

Ich habe es mir selber vorgebetet und ich habe es mir von anderen erklären lassen: „Du hast das Abitur gemacht, eine Ausbildung abgeschlossen und ein Diplom an einer Hochschule erworben!“ All das ist mir NICHTS wert. Ich kann nichts, ich konnte nie etwas und ich werde nie etwas können!

Dass ich geschätzt, gemocht, geliebt werden könnte, kann ich mir in solchen Momenten auch nicht vorstellen – ich kann mich ja nur mühsam daran erinnern, das jemals erlebt zu haben.

Mittlerweile habe ich gelernt, dass ich das Grübeln immerhin unterdrücken kann: Das Gehirn kann nicht zwei Gedanken gleichzeitig denken. Wenn ich ein Hörbuch höre, so leise, dass ich mich anstrengen muss, um den Text zu verstehen, ist mein Gehirn hinreichend beschäftigt. Das hilft vor allem nachts.

Natürlich kann man auch üben, aktiv positiv dagegen „anzudenken“, das Gehirn also selber zu beschäftigen. Im Gegensatz zu den Grübeleien muss man sich hierzu jedoch anstrengen. An schlechten Tagen über viele Stunden. Meine Kraft reicht dafür oft nicht.

Veröffentlicht von

dieschattentaucherin

Schreibwütige Depressive auf ihrem Weg ins Sonnenlicht

2 Gedanken zu „wertlos“

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