Mit Achtsamkeitsübungen habe ich mich vor einigen Jahren schon einmal zu beschäftigen begonnen, mich dann aber mit Yoga – das unterstützend empfohlen wurde – wohler gefühlt. Das mag, obwohl der Yoga-Kurs mir anfangs furchtbare Angst gemacht hat, daran gelegen haben, dass die Anleitung dort nicht von einer CD kam, sondern von der Frau, die nun die Yogini unter „meinen“ weisen Frauen ist. Womöglich war es auch wichtig für mich, zunächst einmal in meinem Körper anzukommen, bevor ich meinem Geist die Zügel schießen lasse.
Als ich nun eingeladen werde, zum Jahresbeginn an einem Workshop zur Achtsamkeits- und Meditationspraxis teilzunehmen, scheint mir der geeignete Zeitpunkt gekommen.
Da der Workshop als Zoom-Konferenz stattfindet und ich die Dozentin seit vielen Jahren kenne, darf er, beschließe ich, als „im richtigen Leben“ gelten. Außerdem finde ich das Bild von den drei weisen Frauen unwiderstehlich.
Zum Auftakt machen wir eine kleine Phantasie-Reise, die mir sehr leichtfüßig und idyllisch erscheint bis ich einen Blick nach innen werfe und „die schwarze Säule“ sehe – einen tief-, ja lackschwarzen Streifen entlang meiner Wirbelsäule, ungefähr halb so breit, wie mein Brustkorb. Das passiert mir nicht zum ersten Mal und so bin ich zwar unangenehm überrascht, werde aber nicht panisch. Während der nächsten Etappe der Reise geht es um’s Loslassen, geschehen lassen und ich stelle mir vor, wie die Schwärze ohne mein Zutun von mir weicht. Das funktioniert recht gut.
Bei der anschließenden Feedback-Runde allerdings verliere ich die Fassung und beginne zu weinen.
Ich weiß, dass meine Reaktion nicht ungewöhnlich ist und mir nicht peinlich sein muss, aber ich möcht leiden, ich würde mal zu denjenigen gehören, die in solchen Momenten lächelnd darüber sprechen können, wie angenehm die Übung für sie war.
Stattdessen business as usual: Alle ganz entspannt im Hier und Jetzt – eine weint.
Als wir zu Beginn der zweiten Stunde eingeladen sind, zu berichten, wie es uns ergangen ist, kratze ich all meinen Mut zusammen und erzähle, dass ich mir blöd vorgekommen bin, weil ich geweint habe (oder eher, weil ich wieder einmal anders war), dann aber entschieden habe, dass das sein darf. Dass ich so sein darf.
Ein kleiner Schritt für die Menschheit, eine Mondlandung für mich.
Zunächst meditieren wir über die Frage, welche Qualitäten wir mit Hilfe der Achtsamkeitspraxis in unser Leben einladen möchten. Ich habe mir im Laufe der Woche eine Menge Gedanken darüber gemacht, welche Intention ich habe, was ich erreichen möchte. Was ich mir wünsche habe ich noch gar nicht bedacht …
Als die weise Meditierende vorschlägt, „Freude“ könne eine solche Qualität sein, denke ich mir „Freude! Ja klar! Nehmen wir doch Freude!“.
Ein Gefühl von Leichtigkeit stellt sich ein, ich spüre, dass ich zu lächeln beginne, und vor meinem inneren Auge sehe ich die Ponies, wie sie in der Sonne mit mir und dem Hund zum Haus laufen, um dort ihre Pony-Kekse in Empfang zu nehmen.
Stimmt … es gibt schon Freude in meinem Leben!
Rücklings auf meiner Yogamatte liegend beobachte ich bei einer weiteren Übung meinen Atem, als ich urplötzlich höllische Schmerzen bekomme. Meine linke Schulter steckt in einem Schraubstock und der Schmerz zieht sich bis zum Knöchel, auf dem überdies jemand zu sitzen scheint. Die Nackenmuskulatur wird knallhart, sogar mein Gesicht tut weh.
Kurz vorher haben wir gelernt, dass wir „störende“ Gedanken während der Übungen „etikettieren“ können: Sie kurz wahrnehmen und dann sozusagen in einer Schublade ablegen, um uns später damit zu befassen, weil wir in diesem Moment ja mit etwas anderem beschäftigt sind.
Die Idee gefällt mir sehr – wie ich störende Gedanken einfach „vorüber ziehen“ lassen soll, war mir immer rätselhaft.
Ob das wohl auch gegen störende Schmerzen hilft?
Im ersten Wurf etikettiere ich mit „Trauma“, stutze dann jedoch: Wozu hat das Kind einen Namen?
Stattdessen begrüße ich Aglaia und lade sie ein, sich zu mir zu legen.
Am Ende der Übung, bei dem wir spontane Bewegungen machen, die uns gerade gut tun, umarme ich mich. Uns. Die Schmerzen sind weg.
To be continued …

Was bisher geschah:
Achtsamkeit:
Jetzt ist jetzt
Wellness mit Schattenseiten
Übungssache
Das Yoga Projekt:
I: Kismet
II: Yoga, Gulasch und Fledermäuse
III: Energie und Liebe
IV: Die schwarze Säule
V: Wagnis Workshop
Ein Gedanke zu “Drei weise Frauen”