gereizt!

Als ich meine allerersten Hitzewallungen hatte, dachte ich „Aha! Die Wechseljahre!“.
Und habe amüsiert vermerkt, wie oft ich morgens im T-Shirt aus dem Haus gestürmt bin, um ein bis zwei Stunden später zu realisieren, dass ich für Temperaturen nahe null Grad nicht passend angezogen war.


In diesen Phasen habe ich mir abends zwei bis drei frische T-Shirts neben’s Bett gelegt, um ein nassgeschwitztes ohne großen Aufwand austauschen zu können. Das schien mir damals am schwierigsten: Aus der Feststellung „mir ist kalt!“ im Halbschlaf die richtigen Schlüsse zu ziehen – „ich bin klatschnass!“ – und dann auch noch das Richtige zu tun: „umziehen!“.
Weiter habe ich mir über das Phänomen keine Gedanken gemacht.

Meine „Wechseljahre“ kamen und gingen.
Die finale Bestätigung, das endgültige Ausbleiben der Menstruation, konnte ich nicht zu Rate ziehen: Seit meine Gebärmutter wegen schwerer Endometriose entfernt wurde, blute ich nicht mehr.
Und unter uns: Ich habe jahrzehntelang versucht, meinen Körper mit all seinen Funktionen anzunehmen, Mein Frau-Sein zu akzeptieren!
Die Entfernung meiner Gebärmutter hatte – wegen Zysten und Myomen – schon lange zur Debatte gestanden. Ich hab das – auch ohne ausgeprägten Kinderwunsch – immer abgelehnt.
Meine Gebärmutter war schließlich ein Teil von mir! Mein Zyklus war Teil meines Lebens!
Trotzdem ist mir der Abschied letztendlich leicht gefallen: Aus dem „gebärfähigen Alter“ war ich deutlich raus, ich hatte alles getan, mich mit meiner „Weiblichkeit“ zu arrangieren …
Es war okay, ab jetzt getrennte Wege zu gehen!
Und so habe ich Abschied genommen: Meiner Gebärmutter erklärt, dass ich sie sehr zu schätzen gewusst, mich aufrichtig bemüht habe, mit ihr und ihren Funktionen zu leben, dass es nun aber an der Zeit sei, sich zu trennen.
Und tatsächlich: Ich habe diesen Aspekt meines Frau-Seins keine Sekunde lang vermisst!

Aber ich benötige nun Blutuntersuchungen, um zu wissen, ob „es“ soweit ist.
Der aktuelle Stand: Mein Körper, der in so vieler Hinsicht nicht so funktioniert, wie er soll, kriegt das immer noch hin!
Der letzte Scan meines Unterleibes zeigt einen Eisprung.
Dennoch: Es wird passieren!
Und mir ist durchaus bewusst, wie erschreckend wenig ich über diesen Lebensabschnitt weiß.

Hitzewallungen, ja. Depressionen auch – aber warum eigentlich?
Ich habe keine Lust, mich damit zu beschäftigen, merke aber auf, als ich über „die gereizte Frau“ stolpere.
Ein Buch, welches mir nicht dabei helfen möchte, diesen Lebensabschnitt zu ertragen, sondern mich ermutigt, gereizt zu sein. Definitiv: Mein’s!

Gereizt zu sein, gehört nämlich ohne Wenn und Aber ebenfalls zur Perimenopause dazu, der Übergangszeit zwischen … ja, was eigentlich? Fruchtbarkeit und … was?
Definiert Weiblichkeit sich über Fruchtbarkeit und der Vorstellung jugendlicher Schönheit?
Und wenn nicht … worüber dann?

Ich erfahre, dass viele Symptome, die ich bisher meiner Erkrankung zugeordnet habe, auch dem Umstand geschuldet sein können, dass ich „in den Wechseljahren“ bin. Und, dass der Ausdruck Wechseljahre tatsächlich bedeuten kann, dass die Symptome 10 bis 15 Jahre lang andauern.
Bei mit passt alles: Was ich erlebe, könnten Begleiterscheinungen der Perimenopause sein, Symptome meiner chronischen Erkrankung, oder aber Nebenwirkungen der Medikamente, die ich nehme. Oder alles zusammen.
So weit, so nice … aber warum hat mir das nie jemand gesagt?
Konkrete Tips kann ich dem Buch daher nicht entnehmen: Zu viele Unbekannte.
Aber ich habe einen Riesenspaß beim Lesen!

Miriam Stein schreibt nicht einfach einen Ratgeber, sie erzählt, wie sie selbst die „Wechseljahre“ erlebt. Und sie tut das mit einem Ausmaß an Selbstironie und Humor, dass ich mich stellenweise vor Vergnügen nass machen möchte. Apropos Inkontinenz …
Ansonsten listet sie auf, was alles Frauen tun können, um diesen Lebensabschnitt nicht einfach zu ertragen, sondern zu gestalten.
Manches davon befremdet mich.
Ich habe „vulvovaginale Atrophie“ so lange langsam auszusprechen geübt, bis es mir halbwegs geschmeidig über die Lippen kommt. Aber ich glaube nicht, dass ich mir in diesem Leben die Vagina werde lasern lassen. Gleiches gilt für Facelifting und Fettabsaugung.
Und warum um alles in der Welt hätte ich meine Eizellen einfrieren lassen sollen, um wirklich jederzeit schwanger werden zu können? Jederzeit schwanger werden zu können war schlimm genug, als es noch ohne technologische Unterstützung möglich war …
Die Hitzewallungen – erwähnte ich die Hitzewallungen? – könnte ich durchaus missen, aber ansonsten bin ich bereit, einfach alt zu werden – mit allem was dazugehört.

Die Autorin selbst ist „gut situiert“, erfolgreich im Beruf.
Ich rechne ihr an, dass sie gelegentlich anmerkt, arme Frauen, Frauen in armen Ländern, hätten zu dem Großteil der Möglichkeiten, die sie beschreibt, keinen Zugang.
Dennoch möchte ich ihr hin und wieder zurufen „Gute Frau, in dieser Situation sind Klimakteriumsbeschwerden wirklich das kleinste aller Probleme!“.
Aber gut: Sie erzählt ihre Geschichte. Und sie listet auf, was geht. Wenn es denn geht.
Nicht ihre Schuld, dass meine Welt(sicht) eine ganz andere ist.

Gegen Ende des Buches sammelt Miriam Stein mich denn auch wieder ein:
Sie guckt auf ganz andere Weise über den Tellerrand, als ich das erwartet hätte, und erzählt zum Beispiel von Sheela- na-gig, einer Figur, die sich an den Fassaden mittelalterlicher Kirchen in Großbritannien und Irland findet. Die kleine, haarlose (gealterte?) Frau präsentiert ihre weit geöffnete Vulva und gilt heute als Schutzheilige irischer Feministinnen. Sie könnte eine kulturelle Bedeutung der Vulva transportieren, die nichts mit Sex oder Fruchtbarkeit zu tun hat, sondern – ähnlich wie der Phallus – eine Machtposition symbolisiert.
Weiter richtet sie ihren Blick nach Asien und berichtet von einem buddhistischen Ritual, welches Frauen den Übergang in die Menopause erleichtern soll, und sie gleichzeitig in der religiösen Gesellschaftsordnung aufsteigen lässt. Sie werden in die Schwesternschaft „Peng“ aufgenommen, deren Angehörige tief miteinander verbunden sind, sich austauschen und in der Gemeinschaft Halt finden.

Miriam Stein nimmt Sheela-na-gig und die Schwesternschaft Peng zum Anlass, eine feministische Utopie zu skizzieren, eine ganz eigene Vorstellung davon, wie eine Welt aussehen könnte, in der Frauen heranreifen, statt lediglich zu altern. In der sie in Verbindung gehen und sich ihrer Kraft bewusst werden.

Das klingt nach Aufbruch. Meins!

alltagstauchlich

Ich habe wahnsinnige Angst vor dem Zahnarzt.
Das mag schräg klingen, weil ich ja ständig mit irgendwelchen Ängsten beschäftigt bin, aber die meisten habe ich erst entwickelt, als ich etwa 30 Jahre alt war. Zahnarzt war schon immer furchtbar. Selbst wenn ich weiß, dass nur der Kiefer geröntgt werden soll, habe ich Angst. Und beim Entfernen von Zahnstein hat die Arzthelferin mich einmal gefragt, ob ich jetzt bitte! mal aufhören könne zu zittern.
Ich gehe seit über 30 Jahren zum selben Zahnarzt. Er hat meine Weisheitszähne gezogen, Kronen gesetzt und Wurzelentzündungen kuriert – immer so, dass der Schrecken mit einer einzigen Behandlung ausgestanden war. Und immer, immer alles mit Betäubung!
Ein einziges Mal hat er mich gefragt, ob „wir“ es denn heute wohl mal ohne Betäubung schaffen würden. Und mich, nachdem ich die Farbe gewechselt hatte, angegrinst und „War nur Spaß!“ gesagt …
Ich erwäge sehr ernsthaft, sollte an meinen Zähnen mal „was gemacht werden“ müssen, dafür nach Deutschland zu reisen.
Und so bin ich völlig erschüttert, als mir mirnixdirnix die Krone von einem meiner Backenzähne fällt. Mit sowas hatte ich nicht gerechnet!
Okay, die Erstversorgung kann der Zahnarzt in Alès machen, zu dem ich auch für die jährliche Kontrolluntersuchung (die man in Frankreich übrigens nicht kennt) gehe. Leider allerdings kann mich ausgerechnet jetzt niemand dorthin begleiten. Die Worte für „Zahn“, „Schmerz“ und „Angst“ kenne ich zwar, auch „Krone“ ist schnell nachgeschlagen, aber ich befürchte sehr, dass ich seine Antwort, sofern sie nicht absolut unkompliziert sein sollte, nicht verstehen werde.
img_21362-webWas, wenn der Schaden größer ist (für meine Zungenspitze jedenfalls fühlt er sich gigantisch an) und er den Zahn ziehen will?
Dass mir ausgerechnet jetzt die Buddenbrooks, insbesondere der Tod von Thomas Buddenbrook, einfallen, macht die Sache keineswegs besser …

Auf der Fahrt nach Alès vergesse ich meine Ängste:
Nach 250 Metern fällt mit einem satten „Plock!“ das Navi von der Windschutzscheibe: Anhalten, Gang raus, Handbremse ziehen, Gummifuß wieder an die Scheibe pappen.
Ungefähr ab „Plock!“ Nummer fünf beginne ich Mord und Brand zu fluchen. Insgesamt werden es 18 oder so und in einem Drittel der Fälle landet Navigatski so unglücklich auf seinem Touchscreen, dass ich die Einstellungen korrigieren muß. Am härtesten trifft es mich, als es ihm die Sprache verschlägt: Man mag das Geplapper nervig finden, aber spätestens wenn ich in Alès bin, möchte ich die Augen ausschließlich auf der Straße haben! Dorthin würde ich auch ohne Navi finden, aber bis ich da bin, sollte dieser vermaledeite Gummifuß verlässlich an der Scheibe haften. Es ist blöd genug, auf dem kurvenreichen, aber einsamen Pass ständig anzuhalten – in der Stadt würde es mir vermutlich zu einem Herzkasper verhelfen. Glücklicherweise habe ich bei einer Stunde Fahrzeit reichlich Gelegentheit für Befestigungsversuche und mit Geduld und (tatsächlich!) Spucke gelingt es irgendwann.

Ich bin manchmal monatelang nicht in der Stadt und wenn, dann als Beifahrerin. Zwar gehört Autofahren zu den Dingen, vor denen ich tatsächlich mal keine Angst habe, die Verkehrsführung in Alès allerdings ist auch so ziemlich gewöhnungsbedürftig. Und die Kreisverkehre sind mir bis heute ein großes Faszinosum: Wenn die Fahrbahn breit genug ist, wird mehrspurig gefahren. Wer bei der nächsten Ausfahrt (oder jedenfalls bald) rausfahren will, hält sich rechts, alle anderen fahren links: Je länger man im Kreisverkehr bleiben will, desto mittiger hält man sich. Nähert man sich der angestrebten Ausfahrt, „driftet“ man nach außen. All das auf einer Fläche, die sehr viel mehr an ein Kinderkarussell gemahnt, als an eine Rennstrecke. Erstaunlicherweise funktioniert das sehr gut, was womöglich daran liegt, dass Südfranzosen sehr viel entspannter und defensiver Auto fahren, als ich es aus Deutschland gewöhnt bin. Trotzdem finde ich es sehr aufregend!
In meiner Aufregung verpasse ich mehr als einmal die richtige Ausfahrt, was glücklicherweise ja kein Problem ist: Ich ziehe also nach innen, ziele sorgfältig und drifte wieder nach außen. Hatte ich erwähnt, dass der Berufsverkehr in Alès ganz genau so ist, wie in allen größeren Städten?
Als Navigatski mir ungefähr eine Minute vor meinem Termin endlich erklärt, ich habe nunmehr mein Ziel erreicht, trifft mich fast der Schlag: Ich stehe irgendwo im Nirgendwo, hinter einem Zaun kläfft ein Hund mein Auto an. Mir fällt wieder ein, dass mir das in Alès trotz korrekter Adresseingabe schon mehrfach passiert ist. Nicht, dass mir die Erkenntnis irgendetwas nutzen würde …
Ich habe Glück im Unglück: Weil er ganz in der Nähe der Zahnarztpraxis liegt, soll ich etwas aus einem Bioladen mitbringen und habe mir vorsichtshalber dessen Adresse aufgeschrieben (auf „beim Zahnarzt raus und dann rechts um die Ecke“ habe ich mich nicht zu verlassen getraut).
Also den Bioladen einkreisen und dabei nach dem Gebäude Ausschau halten, in welchem sich die Praxis befindet … Was tatsächlich funktioniert. Schweißgebadet aber halbwegs pünktlich erscheine ich beim Zahnarzt.
Wo ein kleines Wunder geschieht: Der Zahn ist völlig in Ordnung und die Krone kann er einfach wieder darauf festkleben. Das verstehe ich ohne Probleme und fünf Minuten später ist alles erledigt.
Anschließend bin ich so in Schwung, dass ich mir den folgenden Einkauf (inklusive eines weiteren Driftings) geradewegs aus dem Ärmel schüttele.
Ich bin total stolz auf mich!
Denn natürlich hätte ich darauf bestehen können, dass mich jemand begleitet, mich darauf zurückziehen, dass das alles zu viel für mich ist! Habe ich aber nicht!
Und genauso natürlich war es zu viel:
Am nächsten Tag liege ich auf der Nase. Nicht etwa depressiv, ich bin völlig zufrieden mit mir … aber vollkommen erschöpft. Fix und fertig, weil ich tatsächlich allein in die Stadt gefahren bin und den Zahnarzt aufgesucht habe. Ich bin trotzdem total stolz!

1 Jahr Tauchfahrt

Was kam ich mir originell vor, als ich mich entschieden habe, über meine Depressionen zu bloggen!
Mutig auch, keine Frage! Ich war ziemlich stolz auf mich.

Es hat nicht lange gedauert, bis mir klar wurde, wie viele von uns das tun – nicht nur über Depressionen, sondern über die unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen und Besonderheiten …
Aber wenn man so will, ist jeder dieser Blogs tatsächlich eigenartig, ungewöhnlich, schöpferisch und neu. Und jede einzelne dieser Entscheidungen war mutig. Wir können und dürfen ruhig alle stolz auf uns sein.

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Um über meine Depressionen zu bloggen, muss ich nicht nur akzeptieren, dass ich krank bin, sondern auch, dass das für eine längere Zeit und vielleicht für immer der Fall sein wird: Der eine oder die andere Bloggerin kühmt vielleicht mal über Grippe oder Hexenschuss, aber kein Mensch widmet dem einen eigenen Blog …
Ich muss mich damit auseinandersetzen, sonst habe ich außer „mir geht’s sooo scheiße!“ nix zu sagen.
Und ich muss dazu stehen. Selbst diejenigen von uns, die es vorziehen, anonym zu bleiben (wofür es, je nach Lebenssituation, leider immer noch gute Gründe gibt) teilen mit jedem Beitrag der Welt mit: „Ja. Ich auch. Wir sind viele.“.

Anfangs gibt es ungeheuer viel, über das man schreiben kann, will und muss: Da hat man ja schon eine (Kranken)geschichte hinter sich, die erzählt werden will.
Man schreibt weniger darüber, was Depressionen sind, als man zu erklären versucht, was sie nicht sind: Ich bin nicht traurig!
Man wirbt für Verständnis dafür, dass Ausdauersport, Lichttherapie, Johanniskraut und niedliche Kätzchen tatsächlich nicht über depressive Tiefs hinweghelfen. Oder man erstellt Listen von guten Ratschlägen, die man echt nie wieder hören möchte.
Man versucht, in Worte zu fassen, wie man sich fühlt.
Erzählt von Erfahrungen mit TherapeutInnen, Klinikaufenthalten und Medikamenten. Kleinen Fortschritten und vernichtenden Rückschlägen.

Und irgendwann kommt man im „heute“ an: Die ganze Vorgeschichte ist erzählt.
Dann wird es schwierig, finde ich. Das Bloggen.
Ich habe immer noch Depressionen. Es gibt immer noch Tiefs. Absolute Tiefpunkte. Allmähliches Bekrabbeln und Phasen der Stabilität und Zuversicht. Auf. Ab.
Damit könnte ich vielleicht meine größten Fans beschäftigen, wenn ich ein Promi wäre und das Ganze nicht via Text > 140 Zeichen, sondern mittels einer lesefreundlichen Skala von 1-10 veröffentlichte.

Als ich mit der „Taucherin“ begonnen habe, habe ich Texte „auf Halde“ produziert und nach und nach veröffentlicht. Es gab ja schon so viel zu erzählen und von der Seele zu schreiben, um überhaupt einmal zu erklären, was ich jetzt vorhatte. Und warum.
Ein neues Leben anfangen. Ohne Therapie und vor allem ohne Medikamente.
Dann habe ich über die erste Zeit auf dem Hof geschrieben: Es gab so viel Neues!
Und jetzt, nach einem Jahr „Schattentaucherin“ leide ich immer noch an Depressionen.
Auf. Ab. Auf. Ab. Nichts, was sich noch zu erzählen lohnt.

Ich hab viel Herzblut an dieses Projekt verschmiert und möchte es nicht einfach im Sande verlaufen lassen. Und in diesem Moment zeigt die Taucherin sich auf eine Art und Weise hilfreich, mit der ich nicht gerechnet hätte: Sie fragt mich wieder und wieder „Wirklich nichts Neues?“.
Meinen Kunden im Hundetraining habe ich regelmäßig gepredigt, sie möchten sich doch bitte nicht auf das konzentrieren, was noch nicht klappt, sondern sich in Erinnerung rufen, an welchem Punkt sie begonnen haben und wie weit sie schon gekommen sind.
„Schau hin!“, flüstert sie. „Und?“

Und sie hat recht.
Mich in die Einsamkeit der Cevennen zurückzuziehen, war – auch wenn das nach außen romantisch, abenteuerlich oder mutig aussehen mag – schlicht das Eingeständnis, dass ich keine andere Wahl mehr hatte, als mir meine Welt so passend (will sagen: klein) zu machen, dass ich darin zurechtkommen kann. Ich habe hier einen Ort gefunden, der eine heilsame Wirkung hat und mir viel Zeit genommen (nehmen müssen), einfach nur hier zu sein.
Irgendwann habe ich begonnen, mich wieder was zu trauen. Lächerlich kleine Dinge, objektiv betrachtet: Den Markt in einem Nachbardorf besuchen, die Verantwortung für einen Einkauf übernehmen, alleine zum Tierarzt fahren und den Hund impfen lassen …
Für mich waren das große und spannende Unternehmnungen.
Seit Kurzem nun ist etwas ganz Neues hinzugekommen.
Natürlich ist an Achtsamkeitsübungen und Yoga genau nichts originell. Lebt man in einer deutschen Großstadt, scheinen sie dazuzugehören wie green Smoothies und vegane Eiscreme. Für mich sind sie deswegen etwas Besonderes, weil sie den ersten Versuch seit langem darstellen, mit meiner Erkrankung umzugehen. Die Antidepressiva sollten mich „nicht depressiv“ machen, die Therapien mir helfen, nicht mehr depressiv zu sein. Bis ich nach über 10 Jahren irgendwie die Lust verloren habe …

img_14378-q-webVielleicht ist es jetzt an der Zeit, einen Weg zu finden, mit meinen Depressionen zu leben.

Das Schreiben ist schwieriger geworden, teils auch schmerzhafter, weil die Distanz so viel geringer ist. Spannender allerdings auch!

Weiterschreiben also. Tauchen, paddeln, Wellenreiten, kieloben treiben, auf Grundeis gehen …
Ich glaube und hoffe, wir haben noch ein bißchen was vor (vor uns) – die Taucherin und ich …

Komfortzone verlassen? Oder lieber doch nicht?!

Blogs zum Thema Depression haben auf Blogparaden nicht wirklich was zu suchen, oder! Wenn ich „Parade“ höre, krieg ich Kopfkino in Richtung brasilianischer Karneval in Textform. Und ich mittendrin … brrrrrr … besten Dank“!
Aber irgendwie bin ich über „Komfortzone verlassen? Oder lieber doch nicht?!“ von Christine Winter auf Stille-Stärken.de im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert – Stolpern im Sinne von „aus dem Tritt geraten, aufgehalten werden“. Das Wörtchen „Komfortzone“ war’s, das mir ein Bein gestellt hat …

Man hört das ja immer mal wieder, aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob es da eine allgemeine Definition gibt. Klingt irgendwie nach „den A**** nicht vom Sofa hochkriegen“ … sich arrangiert haben, bei Altbewährtem bleiben, nix Neues ausprobieren wollen. Sich nicht bewegen wollen.

Gestolpert bin ich über den Gedanken, dass ich mein ganzes Leben erst einmal komplett umkrempeln musste, um meine persönliche Komfortzone überhaupt zu erreichen.
Wenn Komfortzone das Umfeld ist, in dem ich mich wohl fühle, das mir Sicherheit vermittelt und wo ich klarkommen kann, dann ist das eindeutig der Fall.

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Eigentlich, vermute ich, bedeutet „Komfortzone verlassen“ mal etwas Neues auszuprobieren, das Abenteuer zu suchen. Oder auch „sich anstrengen“, „kämpfen“.
Mich angestrengt und gekämpft habe ich vorher:
Ich habe mir jahrzehntelang durchaus Mühe gegeben, mich in einer Welt komfortabel einzurichten, in die ich nicht gepasst habe. Ein dauerhaftes Wohlgefühl wollte sich trotzdem nicht einstellen, im Gegenteil. Und in den letzten Jahren halfen nur noch Psychopharmaka.
Der Gedanke, auf- oder auszubrechen, ist mir dennoch nicht gekommen: Veränderungen machen mir Angst und meine Abenteuerlust hält sich in äußerst engen Grenzen.
Für mich war schon die Idee, für ein paar Tage allein nach Südfrankreich zu fahren ziemlich ungewöhnlich: Dafür, dass meine Energie meist kaum dafür gereicht hat, das Haus zu verlassen, und schon eine Fahrt in die (Klein)stadt regelmäßig Angstschübe auslöste, war dieser Kurztrip ein ziemlich verwegenes Unterfangen. Hin hab ich’s geschafft, zurück nicht …
Auf einem abgelegenen Bauernhof in einer sowieso eher menschenleeren Gegend hatte ich plötzlich das deutliche Gefühl, es müsse möglich sein, ohne Antidepressiva zu existieren.
Sagen wir, zumindest die medikamentöse Komfortzone war mir schlagartig zu eng. Da wollte ich raus!
Und hab’s in Deutschland nicht mehr ausgehalten.
Nein, ich bin nicht nach einer Art Befreiungsschlag strahlend aufgebrochen, eher hab ich mit letzter Kraft die Flucht ergriffen.
Aber angekommen bin ich: In einer Welt, in die ich ohne allzuviel Reibung hineinpasse.

Und so habe ich absolut keinen Grund, diese meine neu eroberte Komfortzone gleich wieder verlassen zu wollen!
Ich darf sie genießen und Kräfte sammeln.
Nicht, dass sie mich nicht auch Kräfte kosten würde; ein Bauernhof ist schließlich kein Sanatorium, aber das „Oh bitte, ich will da nicht hin!“ Gefühl, das sich einzustellen pflegte, wenn ich zur Arbeit musste, ist weg. „Ich kann nicht da raus gehen!“ meldet sich an schlechten Tagen ab und zu, lässt aber mit sich verhandeln.
Ich fülle eine Art „Tagekonto“: Tage, die okay waren, an denen ich es geschafft habe, morgens aufzustehen, an denen ich produktiv war, an denen ich nicht geweint habe, die frei von Ängsten waren, an denen ich fröhlich war und bei der Arbeit gesungen habe.
Noch viel zu tun in der Komfortzone …

Größer wird sie von selber.
Bei aller Affinität zum Landleben bin ich doch ein Stadtkind und deutlich mehr Betriebs- als Landwirtin. Manchmal habe ich jetzt noch das Gefühl, ich kann und weiß gar nix …
Aber es mehren sich die Momente, in denen ich denke, „das schaff ich jetzt auch alleine“, „das entscheid ich jetzt einfach“ …
Und so hab ich irgendwann entschieden „den Einkauf in der Stadt schaff ich jetzt“ – obwohl eigentlich alles daran mir Angst macht. Oder „Ich komme mal zu dieser und jener Veranstaltung mit“ – obwohl eine Gruppe von Menschen in einem geschlossenen Raum der blanke Horror für mich sein kann.
Ich hab mir nicht vorgenommen, meinen Radius zu vergrößern, ich hatte einfach das Gefühl „das geht jetzt!“ …

Gesund werde ich auch hier nicht. Ich bin im Gegenteil ohne Wenn und Aber verrentet.
An den Gedanken, daß meine Depression mich für den Rest meines Lebens immer mal wieder aufsuchen wird, habe ich mich noch nicht recht gewöhnen können, ein wenig „gönne“ ich mir das „Aufgeben“ aber auch: Ich verkneife mir viel weniger – wenn ich weinen oder zittern muß, dann ist das eben so. Und merke, dass das angestrengte Verkneifen mich viel mehr behindert, als das Loslassen. Nach einem Abenteuer wie einem Einkauf einen Ruhetag zu benötigen, ist zwar lästig, aber insgesamt vergrößert sich mein Bewegungsspielraum. Ich finde das sehr komfortabel!

 

Small world

IMG_17836-q-webManchmal, wenn ich von meinem Leben auf dem Hof erzähle, habe ich Sorge, missverstanden zu werden.
Von solchen Menschen, die gerne lesen möchten, daß „es“ geht. Dass man sich einfach nur zusammenreißen muss.
Stimmt ja auch: Wenn die Schafe in meinem in liebevoller Kleinarbeit angelegten Blumenbeet stehen, dann reiße ich mich zusammen!
Und wenn das Hundekind Hilfe benötigt, kann ich mein Krankenlager tatsächlich in ganz erstaunlicher Geschwindigkeit verlassen.
Wer Antriebslosigkeit für ein Symptom der Depression hält, hat mich noch nicht in Pantoffeln und ohne Brille über den Hof flitzen sehen …
Geht doch!
Klar geht das.
Aber es geht tatsächlich nur so: Wenn es nottut, mobilisiere ich die letzten Reserven.
Dabei muss ich allerdings keinerlei Kapazitäten für etwaige Gesellschaftsfähigkeit vergeuden – wenn ich barfuß und im Nachthemd losmarschiere, ist das im Zweifel auch recht.
Und wenn ich mich bei einer solchen Aktion so sehr verausgabe, daß ich für den Rest des Tages in einen Status mentaler Beschäftigung (ich denke intensiv darüber nach, was ich alles erledigen könnte) verfalle, dann ist das so.

Ich freue mich, wenn wir Gäste haben. Es ist schön, mal andere Gesichter zu sehen, sich über andere Dinge zu unterhalten. Es stresst mich auch nicht, für viele Leute zu kochen – im Gegenteil, mir macht das Spaß. Aber ich kann nicht wie gewohnt meine Kreise ziehen. Ich beteilige mich am Gespräch (oder bemühe mich jedenfalls), versuche, möglichst „normal“ zu wirken und reiße mich zusammen, wenn was ist, weil ich weder Lust noch die Kraft habe, mich ständig zu erklären. Und weil es doof ist, beim Essen in Tränen auszubrechen … da kann man noch so selbstbewußt zu seiner wackligen Psyche stehen.
„Besuch“ bringt mich ganz schnell an meine Grenzen. Und dann empfinde ich jeden Schritt auf mich zu als unerträgliche Grenzüberschreitung. Gegen die ich mich nicht verwahren kann, weil meine Kapazitäten ja sowieso und so weiter …
„Gäste haben“ kostet mich Kraft, die dann anderswo fehlt und es kann mir passieren, daß ich anschließend komplett auf der Nase liege.
Ich nehme das gerne in Kauf. Wie gesagt: Ich habe gerne Gäste!
Wer in seiner Freizeit Marathon läuft, nimmt ja auch in Kauf, daß er am nächsten Tag arg müde ist (jedenfalls stelle ich mir das so vor). Bei mir liegt die Marathon Marke halt eher bei der Sprintdistanz …

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wieviel ich tatsächlich arbeite.
Ich kümmere mich.
Ich bereite Essen zu. Ich denke mir Rezepte aus, experimentiere herum und gebe mir alle Mühe, aus dem. was der Hof gerade bietet, das Beste und Leckerste zu machen.
Das mag so aussehen, als würde ich stundenlang einfach leise singend in der Küche stehen. Und vielleicht ist es ja auch so. Objektiv gesehen.
Ich versorge Tiere. Ich suche verloren gegangene Schafe und verarzte verletzte Hunde.
Das mag so aussehen, als würde ich stundenlang leise vor mich hin plappernd einen Hund kraulen …
Die Messlatte für mein Tun hängt denkbar niedrig.

Ja, es stimmt, ich muss mich einfach nur aufraffen, mich lediglich zusammenreißen, aber was die Höhe der Latte betrifft, ist jeder Limbo-Tänzer ein Niemand gegen mich!
Ja, ich fasse jeden Tag auf’s Neue den Mut, der Welt ins Auge zu sehen. Ich erhebe mich aus meinem Bett und trete ihr entgegen.
Ich musste nur die Welt auf Erbsengröße schrumpfen lassen und schon war alles gut.

Ich will das nicht noch kleiner reden, als es sowieso schon ist.
Schließlich habe ich es über Jahrzehnte trotz aller Bemühungen nicht geschafft, mich der Welt anzupassen.
Nun habe ich das Glück, mir eine Welt maßschneidern zu können, in der ich leidlich normal funktionieren kann.
Wer nun also einem depressiven Menschen „Erhebe Dich!“, „Nimm Dir ein Beispiel, raffe Dich auf!“ zurufen möchte, der biete bitteschön auch die entsprechende erbsgroße Welt an. Alles andere ist unfair.

Wenn Taucherinnen sich freischwimmen

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Einkaufen war über lange Jahre eine Aktivität, für die ich mich regelrecht wappnen musste und nach der ich stets erholungsbedürftig war:
Menschenansammlungen, zumal in geschlossenen Räumen verursachen mir Beklemmungen. Und Supermärkte sind einfach … zu … bunt. Zu grell ausgeleuchtet. Zu viele Details, zu viele Entscheidungen. Zu alles. Kommen dann noch Musikberieselung, Lautsprecherdurchsagen und womöglich eine gewisse Hektik hinzu, hab ich ganz schnell meine Grenzen erreicht.

Die hiesigen Einkaufstouren, bei denen alles, aber auch wirklich alles von Bioladen bis Baustoffhändler in einem Aufwasch erledigt wird, weil der Weg in die Stadt so weit ist, dass Einzelfahrten sich nicht lohnen, hätten demnach alle Aspekte von Flooding aufweisen müssen, was zu meiner großen Erleichterung jedoch nicht der Fall war.
Das liegt ganz sicher unter anderem daran, dass ich nicht nur in, sondern die Begleitung bin – die Verantwortung für den Einkauf ruht nicht auf meinen Schultern: Wenn ich mittendrin völlig entschleunige und nur noch dastehe und das Keksregal anstaune, geht der Einkauf trotzdem weiter. Wenn das Warten an der Kasse zu viel wird, weil ich statische Situationen in großer körperlicher Nähe anderer Menschen nicht gut aushalten kann, dann geh ich halt raus.
Es scheint mir aber auch an der Mentalität der Südfranzosen zu liegen.
Obwohl die Gänge in den großen Supermärkten sehr viel breiter sind, als ich das aus Deutschland gewöhnt bin, gibt es natürlich auch hier jene begnadeten Einkäufer, die mit tödlicher Sicherheit einen Weg finden, diese maximal zu blockieren. Nur scheint es niemanden aufzuregen. Dann wartet man halt kurz. Und wenn man doch mal vorsichtig um jemanden herummanövriert, reagiert dieser meist mit einem charmanten, aber völlig gelassenen „Pardon!“. Lächelnd …
Auch hier kommt es vor, dass man in der Kassenschlange mal mit einem Einkaufswagen „angedotzt“ wird, aber das subtile, permanente „nur ein bißchen zu nah auf die Pelle rücken“, das mir schnell heftiges körperliches Unbehagen verursacht, gibt es kaum.
Selbst kurz vor Weihnachten ist diese latent aggressive Eile nicht zu spüren, die einen darüber nachdenken lässt, ob womöglich die Supermärkte nie wieder öffnen werden und die Leute zum letzten Mal die Gelegenheit haben, Lebensmittel einzukaufen.
Am faszinierendsten finde ich, was passiert, wenn eine neue Kasse öffnet: Gewohnheitsmäßig rechne ich damit, dass diejenigen, die am weitesten hinten in der Schlange standen, Vollgas geben, um an der neuen Kasse die ersten zu sein. Stattdessen gibt es eine Art wortloser Verständigung, auf die hin der hintere Teil der Schlange zur neuen Kasse umschwenkt, ohne dass die Reihenfolge sich ändern würde.
Einmal habe ich erleben dürfen, dass es an der neu eröffneten Kasse technische Schwierigkeiten gab, und die Menschen, die hierher gewechselt waren, umso länger warten mussten. Es war keinerlei Aufregung zu spüren.

Neulich nun ist es mir tatsächlich passiert, dass ich „den Hut für den Einkauf aufhatte“.
Zwar hat mich einer unserer Volontäre begleitet (alleine hätte ich mich das schwerlich getraut), aber der kannte nicht die Läden, wusste nicht, was benötigt wurde und auch seine Französischkenntnisse blieben ein wenig hinter meinen Hoffnungen zurück. Letzteres wäre mir als die größte Hürde erschienen, hätte ich es vorher gewusst. Einen Menschen dabei zu haben, hinter dem man sich – für alle verständlich – verstecken kann, weil man die Landessprache nicht beherrscht, bietet eine Menge Schutz; man muss nur achtgeben, dass man nicht unverhofft angesprochen wird, wenn der „Dolmetscher“ gerade außer Sicht ist. So aber habe ich mich (haben wir uns) ohne Schutzwall und ohne sicherheitshalber nachgeschlagenes Vokabular munter radebrechend ins pralle Leben gestürzt. Ging auch!

Meinem Begleiter wird das nicht weiter spektakulär erschienen sein …
Für mich war es ein Durchbruch, auch wenn ich das erst später so richtig begriffen habe.
In erster Linie war ich stolz, dass wir alles alleine hingekriegt haben. Und wir hatten Spaß dabei!
Dinge hingekriegt, weil sie nun mal nötig waren, habe ich früher auch. Zur Not halt mit fest zusammengebissenen Zähnen.
Der Spaß ist neu!

Flucht

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Ein ums andere Mal bin ich gefragt worden, ob mein Weggang nach Südfrankreich nicht vielleicht eine Flucht sei …
Um mal in wirklich allerkürzester Zeit zu einer Schlußfolgerung zu kommen:
Würde man einen Asthmatiker, der an die Nordsee zieht, fragen, ob sein Verhalten nicht vielleicht eine Flucht sei?
Schließlich hätte er mehr oder andere Medikamente nehmen können. Sein Verhältnis zu Allergenen und Umweltgiften ein weiteres Mal hinterfragen. Oder einfach mal durchatmen!
Schließlich ist doch genug Luft da.

Warum, oder besser „ab wann“ hat das Wort „Flucht“ diesen negativen Beigeschmack?
Verständigerweise flieht man aus einem brennenden Haus. Menschen fliehen aus Kriegs- und Krisengebieten und aus solchen, in denen sie zu verhungern drohen. Frauen fliehen aus von Gewalt geprägten Beziehungen.
Ab wann aber hat eine Flucht nichts Ehrenrühriges mehr an sich?
Im Falle des brennenden Hauses ist (wenn man nicht gerade bei der Feuerwehr arbeitet) alles klar: RAUS! Wer drin bleibt, stirbt – da gibt es wenig zu diskutieren.

Zu der Sorte Flucht, die Menschen zu Flüchtlingen macht, mag ich mich in Anbetracht der derzeitigen Lage eigentlich gar nicht äußern: Wer Grund hat, um sein Leben zu fürchten, sollte fliehen! Wessen Stadt bombardiert wird, wessen Freunde und Verwandte verschleppt werden, wer nicht weiß, wie er an Nahrung und Wasser gelangen kann, der hat Grund, um sein Leben zu fürchten!

Beim Thema „Gewalt in Beziehungen“ sieht es dann schon wieder ein klein wenig anders aus:
Kein fühlender Mensch wird dazu raten, Bombardierungen und Menschenrechtsverletzungen anzunehmen, Verständnis zu entwickeln, einen gemeinsamen Weg zu erarbeiten.
Man darf sich erst in Sicherheit bringen! Dann kann man verhandeln. Wenn man denn verhandeln will …
Von Frauen dagegen wird häufig (und sogar von den betroffenen Frauen selbst) immer noch erwartet , dass sie in ihrer Beziehung verbleiben und dort verhandeln.

Mag sein, dass wir – mein Freund, der Asthmatiker und ich – auf vergleichsweise hohem Niveau jammern.
Die Symptome unserer Erkrankungen lassen sich mit Medikamenten lindern.
Gesund werden wir nicht. Aber wir kommen klar. Mit gewissen Einschränkungen …

Ob es wohl schwer sein mag, sich vorzustellen, wie sehr dennoch die Lebensqualität steigt, wenn man weniger Medikamente benötigt, oder womöglich ganz ohne auskommt?
Natürlich bleiben ganz viele Asthmatiker da wo sie sind – die knubbeln sich ja nicht alle an der Nordsee. Man kann auch in Ballungsgebieten mit hoher Luftverschmutzung klarkommen, wenn man das will. Aber muss man wollen?

Muss man die eigene Lebensqualität dauernd betüdeln und umsorgen wie ein kränkliches Pflänzchen, wenn eine räumliche Veränderung sie dauerhaft zu stabilisieren vermag?
Ist es tatsächlich ein „sich-drücken-und-davonlaufen“, wenn Menschen auf der Suche nach erträglichen Lebensbedigungen sind?

Ich meine: Nein.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …

… der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“.

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Es muss wohl dieser Zauber gewesen sein, der mir den Mut verliehen hat, mein Leben vollkommen umzukrempeln und hinfort zu versuchen, es ohne Psychopharmaka zu führen.
Unterdessen liegt der Anfang hinter mir und der Zauber leuchtet zwar noch hier und da auf, wölbt sich aber längst nicht mehr wie eine Glocke, deren voller Ton meine Tage durchdringt.
All das Neue wird Schritt für Schritt Alltag – mitsamt der alltäglichen Leiden und Nöte.
Natürlich war mir klar, dass auch ein Umzug in die Idylle eines cevenolen Bauernhofes keine Wunderheilung bewirken würde. Mehr noch, dass es einfach keine vollkommene Idylle gibt, auch wenn einem das zunächst vielleicht so scheinen mag.
Und natürlich habe ich trotzdem ganz heimlich genau darauf gehofft: Vielleicht würde die mediterrane Sonne ja nicht nur gegen Winterdepressionen helfen, sondern auch die meinen einfach wegbrennen.

Nun, ich habe immer noch Depressionen. Und ich schaffe es immer noch ohne Psychopharmaka.
Ich habe eine Packung meiner gewohnten „Antidepris“ dabei (falls mal was ist), verspüre aber selbst an ganz finsteren Tagen nach wie vor nicht das Bedürfnis, sie zu nehmen.

Irgendwann würde es an der Zeit sein, ein Fazit zu ziehen, einen Blick auf die Ergebnisse dieses „Selbstversuches“ zu werfen, hab ich gedacht.
Dabei habe ich mir eigentlich vorgestellt, das nach einer bestimmten Zeit – einem Jahr, drei Jahren, 1000 Tagen etc. – zu tun.
Dass es mich jetzt dazu drängt, hat eher mit einer Entwicklung zu tun, mit der ich – obwohl sie doch erhofft und beabsichtigt war – dennoch nicht gerechnet habe.
Ich habe schon immer gerne geschrieben. Nein, Schreiben war und ist mir ein Bedürfnis. Schreiben über die Dinge, die mich bewegen.

In den letzten Wochen hatte ich – auch wenn das vielleicht seltsam klingen mag – die allergrößte Lust, über Schafe und Wildschweine zu schreiben, über meine Versuche, Pflanzen zu ziehen, über meine Bemühungen, Wildkräuter zu bestimmen und mit den Essbaren darunter leckere Gerichte auszuprobieren. Über das, was mich bewegt halt …
Meine depressiven Tage oder womöglich Phasen sind etwas, das mir dabei im Wege ist. Sie sind lästig und fressen eine Unmenge von Zeit. Ich habe momentan nur wenig Lust, auch noch Zeit darein zu investieren, über sie nachzudenken.

Vor ein paar Tagen ist dann noch etwas hinzugekommen, das man wohl einen „Sachzwang“ nennen kann: Uns ist ein Hundewelpe zugelaufen.
Die klaren Strukturen, die Bestandteile meines „Starter Kits“, die mir im Laufe eines winterlichen Tiefs allesamt abhanden gekommen waren, sind mit einem Schlag „gesetzt“: Zumindest bei mir gehen Antriebslosigkeit und Gleichgültigkeit in Hörweite eines laut weinenden Hundekindes in Schall und Rauch auf. Ich wanke im Morgengrauen wie ein Zombie aus meinem Bett wenn der erste „Pipigang“ fällig ist und auch der Rest des Tages orientiert sich an den Bedürfnissen dieses kleinen Wesens.
Nein, das ist definitiv kein Plädoyer dafür, dass depressive Menschen sich einfach einen Hund anschaffen sollten (siehe: „Schaffen Sie sich doch einen Hund an!“).
Aber mir tut es gut: Hunde zu erziehen war mir Beruf, ist immer noch Berufung und Leidenschaft. Dieser kleine „Schubs“, dieser plötzlich auftauchende Sachzwang, schiebt genau das in den Vordergrund. Da ist gerade schlicht kein Platz für Depresse.

Das wird nicht auf Dauer so bleiben, soviel ist klar.
Aber jetzt ist es so und ich genieße es sehr!

Ich bin ein wenig schlechtgewissig, weil ich das Gefühl habe, die Schattentaucherin (also diesen Blog) zu vernachlässigen, die mir durchaus auch ein großes Anliegen ist.
Andererseits bin ich mir sicher, dass sie schon verstehen wird, sich wieder in das Zentrum meiner Aufmerksamkeit zu schieben: Das nächste Tief kommt garantiert.

Wer bis dahin verfolgen mag, was die Taucherin treibt, wenn sie sich in der Sonne bewegt, ist herzlich eingeladen, das hier zu tun: Durantis en blogue.

Ruhe

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Es kann unglaublich still sein auf dem Hof. Sogar das „Grundrauschen“ aus Insektengesumm und Vogelzwitschern verstummt manchmal und dann ist es selbst tagsüber vollkommen still.

Den Großteil der Zeit kommt es mir vielleicht deswegen so still vor, weil die Geräusche, die ich höre, so zuordenbar sind: Jemand ist mit dem Traktor unterwegs oder schneidet irgendwo frei – und ich kann ziemlich deutlich hören, wo genau. Ich höre nicht nur Hunde bellen, sondern welcher Hund und häufig auch, weswegen. Die zahlreichen Raubvögel kann ich zwar nicht identifizieren, wohl aber anhand ihrer Rufe unterscheiden. Nicht nur ungewohnte Geräusche fallen sofort auf, sondern auch solche, die zwar vertraut, aber im falschen Moment zu hören sind: Ich stehe in der Küche und höre ein vertrautes „Mäh! Mäh!“. Denke noch „ach ja, die Schafe …“ als mir klar wird, dass ich die ganz sicher nicht hören sollte, wenn ich in der Küche stehe!

Es gibt keinen mehr oder weniger konstanten, lärmenden Geräuschebrei, sondern tatsächlich einzelne Geräusche, jedes für sich zu identifizieren. Und manchmal ihre vollständige Abwesenheit: Dann möchte man ebenfalls innehalten, tief einatmen und ganz leise sein.

Auch die Ruhe ist umfassend: Es gibt weder Fernseher noch Radio, noch haben wir eine überregionale Zeitung abonniert. Doch, doch, na klar: Wir haben Internet! Könnten also problemlos Radio hören oder Nachrichten schauen. Tun wir auch. Aber nur ganz selten.
Mir tut das gut: Seit ich mit Informationen nicht mehr überschüttet werde, sondern nach denen suchen muß, die mich tatsächlich interessieren, scheint mir in meinem Kopf mehr Platz für anderes, naheliegenderes zu sein.

Seit ich keine Antidepressiva mehr nehme, ist außerdem das Weinen wieder da: Was mich auch nur im Mindesten berührt, läßt mich gleich die Fassung verlieren.
Ich mag mich dem nicht völlig entziehen: Ich kann vor Flüchtlingsdramen und Attentaten nicht die Augen verschließen, auch wenn sie mir immer gleich überlaufen. Aber ich muß mir meine Kräfte einteilen. Und brauche Rückzugsmöglichkeiten.

Das Weinen nervt, ehrlich gesagt, extrem.
Dafür ist mit ihm auch das Lachen zurückgekehrt: Ich bin eigentlich leicht zu erheitern und vielleicht bin ich ganz tief in meinem Inneren sogar eine höchst alberne Person. Schon aus geringstem Anlaß kann ich Lachanfälle bekommen, die mich mit Atemnot und Bauchweh zurücklassen. Und natürlich mit Tränen in den Augen.

Die Antidepris haben auch das unterdrückt …
Sagen wir: Die Heulerei nervt, aber das ist mir der Spaß wert …

***

Immer wieder lese ich, dass soziale Kontakte ungeheuer wichtig seien für Menschen wie mich …
Mir für mein Teil scheint das Gegenteil richtig zu sein: Je weniger Sozialkontakte ich habe, desto besser geht es mir …
Wenn ich solche Dinge sage, bekomme ich Angst vor mir selber.
Nein, ich bekomme eine Scheißangst vor den Reaktionen derer, die das lesen und sich den Schuh anziehen könnten. Nein! Natürlich meine ich nicht Dich!
Ich bin froh und dankbar für jeden Freund, jede Freundin, die ich habe! Ich möchte keine/n von Euch missen!
Ich hab mich immer für einen geselligen Menschen gehalten. Ich gehe gerne mit Menschen um!
Aber je weniger Menschen tatsächlich um mich sind, desto ruhiger ist es in meinem Kopf.

Natürlich bin ich hier nicht ganz allein.
Aber selbst mit gelegentlichen Volontären (Menschen die gegen Kost und Logis eine Zeit lang auf dem Hof mitarbeiten) und / oder Gästen bleibt die Anzahl der Hofbewohner immer sehr überschaubar.
Etliche von ihnen gehen vermutlich sowieso davon aus, dass man ein wenig … nun … speziell sein muß, um auf Dauer hier zu leben. Und scheinen mir nicht allzu überrascht, wenn ich dann nochmal auf andere Weise speziell bin, was mir einige Verrenkungen in Sachen „normal wirken“ erspart.
Meine Art, speziell, seltsam, oder was auch immer zu sein, hat hier ihren Platz, gehört dazu. Sie macht mich nicht anders. Erklärungsbedürftig mag sie ein ums andere Mal sein, wenn Menschen zum Beispiel nicht wissen, dass das, was sie da gerade sehen, eine Panikattacke ist. Aber dann liegt der Fokus auf ihrem Informationsdefizit, nicht auf einem Defizit meiner Person. Für mich fühlt sich das völlig anders an.

Still ist sie nicht, die Ruhe in meinem Kopf.
Man kann „Dinge vor seinem inneren Auge sehen“ – wenn es auch ein „inneres Ohr“ gibt, höre ich damit gerne Musik. Oder erzähle mir selbst Geschichten. In richtig guten Momenten schreibe ich – und tippe den fertigen Text hinterher nur noch ab. Natürlich überlege ich auch, was ich noch alles erledigen möchte (möchte, nicht muß!).
Was fehlt, ist der unerträgliche Lärm aus Selbstzweifeln und -vorwürfen, längst vergangenen Konflikten, Verletzungen und Niederlagen.
An schlechten Tagen lauert er im Hintergrund, dann muß ich sozusagen den Regler für Insektengesumm und Vogelgezwitscher manuell etwas höher drehen.
Es funktioniert.

Starter Kit

IMG_6438-qMein Starter-Kit für den Tag sind ein, zwei überschaubare Aufgaben, die ich – egal in welchem Zustand – ohne Zutun anderer erledigen kann.

Wachwerden und aufstehen funktioniert bei mir zuweilen erst nach ein paar Stunden bleierner Lähmung zwischen dem einen und dem anderen. Wecker hören, nicht wachwerden, aber trotzdem in Bewegung setzen, klappt zumindest als Selbstzweck auch nicht.
Und es reicht ja auch nicht, mich nur aus dem Bett zu quälen: Wenn ich es lediglich bis zum Rechner schaffe, aber nicht zur Türe raus, ist mir auch nicht geholfen.

Ja, weiß schon … Menschen wie ich benötigen klare Strukturen.
Und – seien wir doch ehrlich! – gegebenenfalls ein bißchen Druck dahinter.
Die Tagesklinik war da ein schönes Beispiel: Nachdem meine morgendlichen Startschwierigkeiten aufgefallen waren, weil ich ein paar Mal nach Beginn des Frühstückes in den Raum gehuscht war, wurde ein Punktekonto für mich eingerichtet. Mit ziemlich wenigen Punkten drauf und einem derben Punktabzug für morgendliches Zuspätkommen. Verbrauch sämtlicher Punkte gleich Rausschmiß aus der Klinik. So leicht geht das!

(Zumindest in der Klinik: Mein Therapieplatz dort war mir ganz außerordentlich wichtig (a.), die schlichte Teilnahme an einem als sowieso kaum erträglich empfundenen Alltag ist das in aller Regel nicht. Und es gab (b.) natürlich keinerlei persönliche Beziehung zwischen mir und denjenigen, die den Druck ausübten. Angehörigen möchte ich von dem Versuch, es mal mit Druck zu versuchen, ganz dringend abraten!)

Nur, dass hier niemand Zeit und Lust hat, mich zu kontrollieren. Hier muß ich mir meine Struktur schon selber basteln und alleine gucken, dass ich auch hinein finde.

Frühstück als Startpunkt ist für mich nicht sooo glücklich: Selbst an meinen allerbesten Tagen mag ich gleich nach dem Aufstehen noch nichts essen. Und die Gesellschaft irgendwelcher wohlgelaunter Frühaufsteher, die am Frühstückstisch heiter plaudern, kann ich ganz schlecht ertragen. Die mich wahrscheinlich auch nicht.

Für mich zählt eher der Arbeitsbeginn: Wenn ich den pünktlich schaffe, fängt der Tag schonmal gut an.
Im Sommer besteht das Starter-Kit zum Beispiel aus „Jungpflanzen gießen und Erdbeeren durchernten, bevor die Sonne draufscheint!“. Im Herbst immer mal wieder aus „Zäune ablaufen und gegebenenfalls reparieren bevor die Schafe abhauen!“.
Einmal in Gang gesetzt, gelingt es mir meist, für den Rest des Tages aktiv zu bleiben.
Ein komplett durchgetakteter Tag wäre mir zuviel, denke ich. Angesichts einer To Do Liste, die die Zeit bis zum Abend füllt, bliebe ich wohl lieber gleich im Bett.

Neben dem Starter-Kit gibt es einen Zielpunkt: Für das Abendessen bzw. seine Zubereitung bin ich verantwortlich.
Das fällt mir nicht schwer. Der späte Nachmittag ist sowieso meine beste Zeit: Der Tag ist mal wieder überstanden, die Angst vor der Nacht hat noch nicht begonnen – es gibt nur wenig, das mich bremst.
Und ich fühle mich sicher in „meiner“ Küche: Da ich nicht nur gerne, sondern auch ziemlich gut koche (und das ist jetzt mal richtig schwergefallen: Natürlich bin ich auch mit meinem Essen nie wirklich zufrieden), werden gewisse Köchinnen- (auch Hausdrachen-) Allüren diskussionslos akzeptiert: In der Küche gilt mein Regiment, ich brauche keine Hilfe (sofern ich nicht ausdrücklich etwas anderes sage) und ich will beim Kochen meine Ruhe haben!
Ein 1-A-Rückzugsort!

Und eine prima Möglichkeit, mir meine Arbeit so zu gestalten, wie ich sie gerade brauche.
Aber Obacht … Vorsicht mit Rückschlüssen: Wenn ich Gemüse „julienne“ schneide, kann das bedeuten, dass ich die Schnibbelei zur Beruhigung brauche, aber durchaus auch, dass ich einen kreativen Schub in Richtung thailändischer Küche habe.
„Schnell und einfach“ kann darauf hindeuten, dass ich mir heute nix zugetraut habe, aber auch auf das Gegenteil, dann war halt keine Zeit, auch noch aufwendig zu kochen.
So oder so ist das Abendessen ein Punkt, den ich den Tag über ansteuern kann.

Wichtig scheint mir zu sein, dass der Zielpunkt auch dann noch erreichbar ist, wenn ich den „Einstieg“ in die Struktur verpasse.
Als Angestellte war der Tag „gelaufen“ sobald ich mich arbeitsunfähig gemeldet hatte.
Als Selbständige, sowie meine Termine abgesagt waren.
Hier kann ich jederzeit in die Struktur einsteigen.

Es gibt immer Aufgaben, die klein, aber dennoch wichtig sind. Das Zählen der Schafe und Ziegen zum Beispiel. Herausforderungslevel genau null, aber es muß erledigt werden. Und man kann in noch so elendem Zustand zu ihnen hinwanken (sofern man es immerhin geschafft hat, ihre Futterdose mitzunehmen): Sind sie vollzählig und wohlauf, ist das schonmal erledigt.

Nebeneffekte:
Fehlen Tiere, müssen diese natürlich gesucht werden.
Meistens finde ich dann, dass „wenn ich bis hierhin schon gekommen bin“ ich auch die Suche noch irgendwie schaffe. Und die Sorge um die Tiere sticht die eigene Befindlichkeit.
Sind alle „an Bord“ genieße ich mein „Schafbad“: Sie sind sehr unterschiedlich zutraulich – manche klettern an mir hoch und verlangen nach Handfütterung, andere drängen sich zwischen meinen Beinen durch, so dass ich plötzlich rittlings auf ihnen sitze. Selten verlasse ich sie ohne ein Lachen.

***

Fehlt mir der Start oder Einstieg, oder kann ich nicht tun, was ich mir vorgenommen habe, weil zum Beispiel das Wetter nicht mitspielt, gerate ich schnell in eine Stimmung, in der ich gar nichts mehr beginnen mag.

Dann hilft nur noch das Hunde–Reset.
Habe ich schlechte Tage, ist es (gefühlt) immer zuerst der Hund, der zurückstecken muß. Und mein schlechtes Gewissen angesichts vernachlässigter Pflichten schlägt immer zuerst für ihn.
Folgerichtig beginnt der Wiedereintritt ins Leben in aller Regel mit einem Hundegang.