An meinem Arbeitsplatz als Angestellte habe ich es als extrem hilfreich empfunden, Kolleginnen und Kollegen mit Einzelbüros zu haben, bei denen ich mich kurz mal verbarrikadieren konnte, wenn ich beim Heulen und Zähneklappern nicht von der ganzen Firma gesehen werden wollte. Ist deutlich angenehmer, als sich auf dem Klo einzuschließen.
Oder Menschen, denen ich ganz knapp „bring mich hier raus!“ zuzischen konnte und die dann wussten, was zu tun war: Mich am Arm nehmen, ganz langsam aus dem Gebäude führen und dafür Sorge tragen, dass ich unterwegs nicht festfriere.
Yup, da sprechen wir von Phasen, in denen es mir immerhin gut genug ging, um zur Arbeit zu gehen.
Trotzdem hab ich immer mal wieder Hilfe gebraucht – und auch bekommen.
Allzu oft habe ich sie nicht in Anspruch nehmen müssen – war auch besser so, die anderen müssen ja auch mal zum Arbeiten kommen. Allein die Sicherheit, einen „Notausgang“ zu haben, falls es nötig sein sollte, hat in aller Regel ausgereicht.
Natürlich musste ich dafür „die Hosen runterlassen“: Bekennen, dass ich krank, psychisch krank bin. Komisch. Nicht normal. Bekloppt.
Und damit bin ich sehr gut gefahren.
Mit den Depris und Angstneurotikern ist es wie mit allen Gruppen, zu deren Zugehörigkeit sich niemand so recht bekennen mag: Man hört und sieht sie nicht, aber ihrem statistischen Bevölkerungsanteil entsprechend trifft man sie trotzdem überall.
Ich bin Menschen begegnet, die mit viel Einfühlungsvermögen einfach das Richtige getan haben, solchen, die „das Problem“ aus Familie oder Freundeskreis kannten, und natürlich BETROFFENEN!
Wir sind viele. Und wir sind überall.
Als psychisch gesunder Arbeitnehmer vermag man sich das vielleicht nicht recht vorzustellen, aber wenn zwei Angstneuotiker beschließen, als psychisches Stoßmichziehdich zu versuchen, ob man es denn heute wohl mit vereinten Kräften in die Firmenkantine schafft, dann kann das durchaus eine sehr unterhaltsame Veranstaltung sein.