zweckentfremdet

Die Crew hat Gefallen an der Arbeit mit dem Internal Family System gefunden und beteiligt sich rege!
Allerdings nicht ganz so, wie ich mir das gedacht hatte: Viele nutzen erst einmal den sicheren Raum der Hypnose, um sich zu zeigen.

Wie das vonstatten geht?
Die Art und Weise, wie Menschen sich in eine hypnotische Trance versetzen, ist ganz individuell: Manche zählen rückwärts, andere stellen sich vor, eine Treppe hinabzusteigen … ich betrete ein Haus und gehe durch die verschiedenen Räume. In einem davon habe ich als Teenager gern meine Zeit verbracht, in einem anderen als Kind gespielt: Wer nicht an der eigentlichen Hypnose teilnehmen möchte, oder noch zu klein dafür ist, kann in einem dieser Räume bleiben und sich anderweitig beschäftigen (von einem Radio und Schreibzeug über Comics und Wasserfarben bis hin zu Playmobil-Figuren ist alles da).
Wer abgelenkt und mit Alltagsdingen beschäftigt ist, kann in der Küche bleiben – da ist immer was zu tun. Dort lege ich auch mein I-Phone ab und es gibt einen Notizblock, um Dinge zu notieren, die ich nicht vergessen möchte.
Erst dann betrete ich das Wohnzimmer und strecke mich auf dem Sofa aus.
Hier bin ich in Sicherheit – um ganz sicher zu gehen, schlüpfe ich noch unter eine magische Decke – und weitgehend frei von Ablenkung.


Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.
Zu Anfang habe ich sehr darauf geachtet, unangenehme Aspekte zu eliminieren: Plötzlich auftretende Schwärze und andere bedrohlich wirkende Eindrücke habe ich in einem Giftschrank (Vertiko) verwahrt, um nicht von ihnen beeinträchtigt zu werden.

Dann allerdings hat die weise Hebamme eingewandt, es sei nicht Sinn einer Psychotherapie, Dinge wegzusperren.
Wo sie Recht hat …

Natürlich sind das zwei verschiedene Dinge!
Die Hypnose sollte ursprünglich ja dazu dienen, meine chronischen Schmerzen zu lindern. Andererseits erscheint es mir wenig sinnvoll, Meldungen meines Unbewussten zu ignorieren – meine Träume bespreche ich ja auch in der Psychotherapie.

Dennoch bin ich vorsichtig: Der Giftschrank ist weiterhin tabu!
Wenn es jedoch zum Beispiel vorkommt, dass sich im Kinderzimmer „etwas“ bemerkbar macht, nehme ich es mit auf’s Sofa, um es in Augenschein zu nehmen.
Das Känguru hilft mir, von dem, was ich sehe / empfinde nicht überwältigt zu werden.
Zum Teil verbergen sich unter der Schwärze im Kinderzimmerschrank schmerzliche Erinnerungen. Dann kann ich versuchen, das Kind zu trösten und andere, stärkendere Erinnerungen zu etablieren indem ich sozusagen „das Manuskript umschreibe“.
Oft bleibt es aber bei vagen Eindrücken: Schwärze, andere Farben oder Lichteffekte, Missempfindungen, Schmerzen …
Dann stelle ich Fragen: „Wer bist du?“ „kannst du sprechen?“ „was möchtest du?“ „hast du eine Emotion für mich?“, „was kann ich für dich tun?“ …
Ich muss mich anstrengen, geduldig zu sein und mir die Antworten nicht selbst zu geben.
Oft bleibt mir nur, mein Willkommen auszusprechen, Mitgefühl zu äußern und eine gemeinsame Entspannungsübung anzubieten. Das allerdings wird gerne angenommen.
Und die Frage „möchtest Du zur weisen Hebamme mitkommen?“ wird regelmäßig bejaht!

Was längst nicht bedeutet, sich dort zu zeigen, oder gar zu sprechen!
Aber Dabeisein und Zuhören scheinen sehr wichtig zu sein.
Wenn es dann soweit ist, herrscht große Aufregung! Und teils auch Uneinigkeit: Es ist mir schon mehr als einmal passiert, dass beim Aufbruch der rechte Fuß den linken überholt und geschnibbelt hat, um umzukehren und zurück zum Haus zu gehen. Ich besinne mich dann auf das bewährte Entenwatscheln, habe vor lauter Angst Durchfall und weine viel. Von Schmerzen mal gar nicht zu reden …

Klingt irre? Finde ich auch!
So knallverrückt, wie das klingt, fühle ich mich gar nicht!
Dennoch ist die Annahme, dass ich „viele“ bin bislang die logischste Erklärung, für all meine Symptome und Befindlichkeiten.
Daher bin ich geneigt, es mit Sir Arthur Conan Doyle zu halten: „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“

Veröffentlicht von

dieschattentaucherin

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Ein Gedanke zu “zweckentfremdet”

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